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Geschichte des Karate

Schon in der Frühzeit entwickelten sich auf Okinawa Selbstverteidigungssysteme, die vor allem äußerst effektiv für einen unbewaffneten Menschen waren. Später wurden diese Selbstverteidigungssysteme zu OKINAWA TE.

Zwischen den Inseln Taiwan und Kyu Shu, 800 Km vom Festland entfernt, befindet sich eine Gruppe von kleineren Inseln – das Archipel Ryu Kyu. Die Fläche des Archipels beträgt gerade mal 2,5 Tausend Quadrat Kilometer und die Hälfte davon ist die Fläche der Insel Okinawa. Das Wort Okinawa bedeutet wörtlich „Seil am Horizont“ und tatsächlich sieht die Insel wie ein geschnürtes Seil, das ins Wasser geworfen worden ist, aus. Okinawa blieb lange unbekannt, bis 1945 dort schwere Gefechte zwischen der US Armee und den Japanischen Truppen stattfanden.

Wenn man sich Japan, Korea, Taiwan und die Philippinnen als einen offenen Fächer vorstellt, befindet sich Okinawa genau im Zentrum. Da dies eine wichtige strategische Position ist, blieb Okinawa, obwohl der Krieg schon längst vorbei ist, bis in die heutige Zeit eine der größten US Militärstützpunkte in Süd-Ost Asien. Heutzutage benötigt man nur ein paar Stunden, um die Entfernung zwischen dem Kontinent (China) und Okinawa zu überwinden, früher brauchte man mit einem Segelschiff dafür 3 bis 5 Tage. Dies erklärt die strategisch wichtige Rolle der Insel Okinawa.

Mittelalter

Die Bewohner Okinawas hatten mit den Japanern vieles gemeinsam, sie behielten jedoch ihre eigenen ethnografischen Besonderheiten. Sie sind weder Japaner noch Chinesen, der Ursprung dieser Inselbewohner ist noch immer ein Geheimnis. Da Okinawa sehr nah an China liegt, hatte das auch einen großen Einfluss auf die geschichtliche Entwicklung. Viele Okinawanesen reisten nach China als Botschafter, Geschäftsleute oder Mönche.

So wurden viele Aspekte der chinesischen Kultur nach Okinawa gebracht, unter anderem auch die Kampfkünste. Aus geschichtlichen Quellen geht hervor, wie aus dem Buch „Memoiren über die große Insel“ von Dadao Bitsi , dass der Austausch mit China schon im 6. Jahrhundert stattfand (die Epoche der Soon Dynastie). Den Höhepunkt dieser Beziehungen fand im 15. Jahrhundert statt, während der Herrschaft der okinawanischen Syo Dynastie. Die Kampfkünste auf Okinawa entwickelten sich in zwei unterschiedlichen Richtungen: Tsuan Fa (chinesisches Kampfsystem) und To De (Kampfkunst aus Okinawa).

Japanische Okkupation

Nichtsdestotrotz kamen die Beziehungen mit China, von denen Okinawa in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht profitierte, 1609 zu einem Ende. Der Führende des Süd-Japanischen Klans Satsuma, Shimatsu Iehitsa, fiel mit der Erlaubnis des Kaisers, mit 3000 mit Musketen bewaffneten Samurais auf 100 Kriegsschiffen auf Okinawa ein. Das war das Ende der Okinawanischen Selbstständigkeit und der Beginn der rauen Unterwerfung des Ryu Kyu Archipels.

1610 führte Shimatsu Iehitsa eine große Anzahl an Gesetzen und Verboten ein. Die Population auf Okinawa wurde mit hohen Steuern belastet und diskriminiert. Jedoch nahm eines der Verbote eine von den Angreifern unvorhergesehene Entwicklung. Es begünstigte die Weiterentwicklung des Okinawa Te. Für das Tragen, Besitzen oder Aufbewahren von Waffen und Ausübung jeglicher Kampfkunst drohte die Todesstrafe.

Dadurch verbündeten sich die geheimen Kampfkunst Gesellschaften des Tsuan Fa und To De gegen die japanischen Eindringlinge. So entwickelte sich aus allen bisherigen Kampfkünsten eine neue tödliche Kampfkunst, die erst einfach Te und später Okinawa Tegenannt wurde.

In den häufigen Auseinandersetzungen waren die Samurai mit Schwertern und portugiesischen Musketen bewaffnet und die Bewohner Okinawas waren gezwungen ihre Fähigkeiten maximal zu optimieren, das Unterrichten und Trainieren verliefen äußerst geheim. Eines der japanischen Gesetze aus dieser Zeit lautet: „Sollte ein Zugehöriger der niederen Klasse, Stadt - oder Dorfbewohner, einen Samurai beleidigen, ob verbal oder aus Spaß, ist er auf der Stelle hinzurichten.“

Dieses und ähnliche Gesetze gehen aus einer Selbstverständlichkeit der damaligen Zeit hervor, nämlich dem "Ta Mesi Giri" (Schwert Test). Diese erlaubte einem Samurai sein Schwert an einem beliebigen einfachen Bürger zu testen. Folglich entwickelte sich in Okinawa Te das berühmte Grundprinzip - - "ikken hissatsu" (mit einem Schlag töten).

Die Kampfkunst Meister aus Okinawa haben geheim den Kontinent besucht, um dort mehrere Jahre die Kampfkünste zu studieren. Das konstante praktische Verfeinern des Kampfsystems, die Geheimhaltung und Gesetzlosigkeit wurden zu den Charakteristika des Okinawa Te und sie blieben bis ins 20. Jahrhundert unverändert, trotz des offiziellen Ende der Satsuma Herrschaft in 1875, als Okinawa offiziell zum Teil Japans wurde und den Bewohnern Zivilrechte zugesprochen wurden.

19. Jahrhundert

Unter der japanischen Meidsi Regierung (1867 – 1912) wurden auf Okinawa ärztliche Untersuchungen unternommen, um zu sehen, wie sich die Bewohner Okinawas, die Okinawa Te praktizieren, von den anderen in physischer Hinsicht unterscheiden. Folglich fing man 1901 in einem pädagogischen Zentrum und einer Schule in Shuri Okinawa Te zu unterrichten.

Unter allen diesen geschichtlich bedingten Umständen wurde Okinawa zur Geburtsstätte äußerst effektiver Kampfkünste, vor allem für einen unbewaffneten Menschen.

20. Jahrhundert

Auf Okinawa existiert jetzt nur noch eine Schule für traditionelles Okinawa Karate und Kobudo – „Sindo Ryu“ (der Name kann als „Schule des wahren Weges“ übersetzt werden). Sie wird von dem 68 Jahre alten Sensei Hanashiro Naito geleitet.

Der Unterschied zu anderen Schulen besteht darin, dass im Sindo Ryu alle Kämpfe im vollkontakt ausgeführt werden, mit keinerlei Schutzausrüstung und sie verlaufen nach der traditionellen Okinawa Karate Regel - "Uri Kumi Go", die besagt, dass die einzigen verbotenen Schläge die zu den Augen sind und alle Stile erlaubt sind.

Durch die Jahrhunderte wurde diese Kampfkunst von einer gesamten Population, die unbewaffnet gegen die japanischen Herrscher kämpfen musste, studiert und verfeinert.

In der heutigen Zeit befindet sich Okinawa Te durch die Überflutung mit anderen sportlichen Stilen und durch keinerlei Werbemaßnahmen nach und nach in der Verborgenheit. Die Kampfkunst wird auf traditionelle Weise unterrichtet und vom Lehrer zum Schüler, von Generation zu Generation weitergegeben, auf einem lebenslangen Weg der Suche nach der Wahrheit.

Solche ist auch die Sindo Ryu Methode, denn nur die brutalsten und realistischsten Angriffe können zur praktischen Beurteilung führen, ob die gelernten Techniken effektiv benutzt werden können und um den „Geist“ des Übenden zu testen. Um ernste Verletzungen zu vermeiden werden die Übenden mit speziellen Methoden, die durch hunderte von Jahren verfeinert wurden, auf die Kämpfe vorbereitet. Diese Methoden erlauben es ihnen, nach ein oder zwei Jahren Training solche Kämpfe ohne Gefahr für ihre Gesundheit zu überstehen.

Die Methoden des Okinawa Te werden nicht im großen Ausmaß praktiziert und sie sind gänzlich unbekannt auch für viele Kampfkunst Experten. Vor allem deshalb, weil sie die größten Schätze eines esoterischen Systems einer Familienschule sind. Das Oberhaupt dieser Schule Hanashiro Naito versucht aus Angst vor Verfälschung die öffentliche Verbreitung des Stils zu verhindern. Er erklärt dies folgendermaßen:

„Heutzutage weiß jeder, dass die Verbreitung des Karate am Anfang des 20. Jahrhunderts begann, dank der Bemühungen einiger okinawanischer Meister - Gichin Funakoshi, Mabuni Kenwa, Miagi Tedzun. Es ist sehr komisch, dass es während der geschätzten 700 Jahre alten Okinawa Te Geschichte nur 20 große Meister gegeben hat, und dass in den letzten 50 Jahren die Zahl derer, die den höchsten Rang (8-ter Dan oder höher) verliehen bekommen haben, 1000 überschritten hat.

Deshalb wurde in der Okinawa Te Föderation vor 25 Jahren beschlossen, die Erstellung von Videomaterialien und Handbüchern zu verbieten und Außenstehenden den Zutritt zu Trainingseinheiten zu verwehren, nur so können wir meiner Meinung nach vielleicht die Reinheit des Okinawa Te bewahren."

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